Polens neue nationalkonservative Regierung will eine Sondersteuer von zwei Prozent für Einzelhandelsläden mit mehr als 250m2 Verkaufsfläche gesetzlich verankern. Sie will damit die Nachteile von kleinen Einzelhändlern ausgleichen. Die zunächst protektionistische anmutende Tendenz wird durch die Erklärung der neuen Regierung untermauert. Gehören doch die großen Einzelhändler meist nicht-polnischen Ketten, wie Lidl, Aldi, Metro aber auch Carrefour, Biedronka oder Tesco. Eine ganz andere Perspektive eröffnet sich, wenn man diese Initiative europäisch weiterdenkt.

 

Die Verteilung der Güter wird von diesen Einzelhandelsketten auf wenige große Standorte reduziert, was erheblich Kosten spart. Dieser Wettbewerbsvorteil wird dann an die Kunden über die günstigen Preise weitergegeben. Was diese natürlich freut. Wo liegt denn da das Problem? Wer hier die Rechnung konsequent fortführt, wird unweigerlich feststellen, dass die Waren nach dem Verkauf noch lange nicht am Ziel sind. Die restlichen Transportkosten werden unbemerkt – oder zumindest unbeachtet – dem Kunden angelastet. Dieser muss die Waren meistens mit einem Auto bis in sein Heim transportieren. Aber viel mehr noch wird der Allgemeinheit angelastet. Es werden hierbei ja öffentliche Verkehrswege benutzt, die vom Staat zur Verfügung gestellt werden müssen. Somit bereichern sich die großen Einzelhandelsketten und deren Kunden an der Allgemeinheit. Die kleinen Einzelhändler, die ihren gesellschaftlichen Auftrag zur Verteilung von Gütern weiterhin erfüllen, haben das Nachsehen. Diese tragen die Kosten für die Verteilung selbst oder müssen diese an die Kunden weitergeben, was für sie einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bedeutet.

Nanu? Die Verteilung der Waren durch die kleinen Einzelhändler zu deren Verkaufsstätten wird doch auch über öffentliches Straßenland abgewickelt. Wo ist denn da der Unterschied? Dieser liegt darin, dass die Waren gesammelt an dezentralere Verkaufsstellen transportiert werden. Eine erhebliche Entlastung der Straßen zu Gunsten urbanen Lebens.

Wenn diese Steuer nun europaweit etabliert würde, so wird dies Druck auf große Einzelhandelsketten machen, deren Verteilungsauftrag wieder besser gerecht zu werden. Die Umwelt würde entlastet und die protektionistische Tendenz der polnischen Nationalkonservativen konterkariert.